Proust schrieb einmal über ein interessantes Phänomen: Über die Bewegung der Dinge um uns herum. Die Dinge stehen nicht so fest wie wir sie sehen. Sie oszillieren, in ihnen vereinen sich Gegenwart und Vergangenheit. Man merkt es meist nur in dem Moment, in dem man aufwacht. Das Bewusstsein ist noch nicht da, konnte die Gegenwart noch nicht festlegen. Einen Moment lang schweben all die verschiedenen Zimmer, in denen man einmal geschlafen hat, vor dem inneren Auge. Sie sind wie Kleider, die man dem Raum anhält und schaut, ob sie denn passen könnten. Meist ist der Moment nach ein, zwei Sekunden wieder vorbei und das Bewusstsein legt sich fest über den Raum, kettet die Gegenwart wieder fest, löst den Hauch der Vergangenheit auf. Aber der Moment beweist die Gegenwart der Vergangenheit.
Aber auch das Umgekehrte ist möglich: Dass der Moment die Vergangenheit der Gegenwart beweist. Das geschieht immer dann, wenn vergangene Momente nachgestellt werden, wenn die gleichen Personen sich an gleichen Orten in gleichen Situationen wiederfinden. Nur dass es nicht mehr dieselben sind. So saß ich beispielsweise gestern mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin und meiner damaligen Freundin gemeinsam an unserem Küchentisch. So wie wir auch damals gesessen hatten. Wir alle hatten uns verändert. Und doch drängte sich mir die Situation als gleich auf. Es war als wären wir wieder zusammen und würden wieder zusammen wohnen, als wäre keine Zeit vergangen. Ich war mir einen Moment nicht sicher, welcher Tag sei und ob wir nicht doch noch in der Zeit von vor zwei Jahren sind.
Die Suggestion des Moments war für wenige Sekunden ähnlich stark wie die Momente im Bett, in denen die Realität oszilliert und zeigt wie stark sie mit der Vergangenheit verwachsen ist.