Heute früh war ein Schneeball an meinem Fenster. Um nun zu verstehen, was ich dachte und weiterhin auch denke, will ich eine kleine Geschichte erzählen.
Ich war einmal mit einem Mädchen zusammen – für etwa drei Tage. Als ich sie am dritten Tag besuchte, sagte sie mir, alles sei vorbei, es würde nicht funktionieren mit uns. Zuvor hatte sie mich stark umworben und ich hatte Probleme so schnell zu fühlen. Dass alles so schnell zusammenbrach, nachdem ich mich auch verliebt hatte, konnte ich sehr lange nicht verwinden, zumal sie nichts mit mir zu tun haben wollte. Sie erkannte wohl auch in meinem Freundschaftsgerede die tieferen Absichten. So hatte ich mich etwa ein halbes Jahr herum gequält, als plötzlich ein Schlüssel in unserem Briefkasten lag. Ich überlegte lange, mir fiel nicht ein, wem er sonst gehören könnte – außer ihr. Sie hatte alles eingesehen und wollte mich nun sehen. Alle Zweifel wischte ich beiseite und fuhr wahnsinnig erwartungsfroh nach Lobeda zu ihr. Ich glaubte wirklich es sei ihr Schlüssel. Auch noch nachdem ich an der unteren Tür alle Schlüssel probiert hatte und keiner passte. Oben wollte ich auch den Schlüssel probieren, klingelte aber statt dessen lieber und fragte sie beschämt, ob das ihr Schlüssel sei. Ein klares Nein war die erwartbare Antwort. Glücklicherweise war sie mit ihrer Mitbewohnerin irgendwie beschäftigt, so dass mein rotes Gesicht nicht so auffiel. Immerhin stand ich wohl eine halbe Stunde lang unter Schamschock und konnte kaum zusammenhängend reden. Als ich wieder zu Hause war stellte sich heraus, dass der Schlüssel für meine Mitbewohnerin gedacht war und sie dies mit einem Freund abgeklärt hatte.
Nun war heute also ein Schneeball an meinem Fenster. Schnell hatte ich mental abgeklärt, dass sie es nicht gewesen sein könnte. Trotzdessen habe ich meine Mitbewohner gefragt, ob sie es waren. Im Bauch herrrscht die Hoffnung. Ich glaub(t)e an ein Zeichen von ihr. Wahrscheinlich wird es aber nur ein kleines Kind gewesen sein, dass die ganze Zeit einen Schneeball in der Hand getragen hat und ihn endlich loswerfen konnte als die Mutter nicht hinsah. Und da man nicht auf Menschen wirft, war mein Eckfenster ideal.
Das schönste und traurige an den Geschichten: Beide Mädchen haben denselben Vornamen. Das macht die Erzählung und die Erinnerung einfacher.