An dieser Stelle mal eine Auszeichnung. Am Ende des Jahres darf man das ja – loben. Die Auszeichnung für die größte musikalische Leistung meines Jahres geht an die Band “Polyphonic Spree”. Lange Zeit des Jahres, genaugenommen 11 Monate und 27 Tage lang, dachte ich, dass diese Auszeichnung 2005 gar nicht vergeben werden könnte. Doch heute vormittag traf ich nach 36 Minuten und 30 Sekunden meine Entscheidung. Die Band Polyphonic Spree, die wahrscheinlich aus Berlin kommt, hat sich für ihre “Exit Music” den Titel der innovativsten Perfomance verdient. Zehn Titel hat die CD, der 10. ist die besagte “Exit Music” und man ahnt es schon: Der Titel ist lang. Eine lange Verabschiedung gönnen sich die Berliner. Gewohnt war ich bisher Abschiede bei denen nach einer sinnlos langen Pause letztendlich noch ein kurzes zusammengepfriemeltes Gesangsstück kam, bei dem der Sänger endlich mal alles sagen konnte, was er schon immer sagen wollte, bei dem er heulen konnte wie eine Robbe oder ein Walfisch und ähnliches. Nebenbei bemerkt stellt sich ja die Frage, wie sie das aufnehmen: Ist dann solange Ruhe im Studio, alle versuchen zu schweigen, oft klappt das nicht und einer muss lachen. Wahrscheinlich ist dieses Stück dann die am häufigsten versuchte Aufnahme. Profane Musiker lassen das sicherlich am Rechner zusammenschneiden, die Langweiler.
Polyphonic Spree haben das anders gelöst: Sie spielen die ganze Zeit durch. Aber was für eine Zeit! Ganze 36:30 Minuten geht das letzte Stück. 36:30 Minuten! Wenn man 36:30 Minuten nichts machen würde, würde man mehr als eine halbe Stunde herumsitzen.
Nach 10 Minuten frag man sich, ob es denn eine Änderung geben wird, weil das Stück seit etwa 5 Minuten gleich blieb. Nach 20 Minuten hatte man eine Änderung und hat sich gefreut. Nach 30 Minuten fragt man sich das mit der Änderung erneut, da die Musik zur Ausgangswiederholung zurückgekehrt ist. Man ahnt, dass es zu Ende geht. Und nun der absolute Clou. Ich habe es (nur das Ende) mir extra noch einmal angehört, weil ich so verwirrt war. Also der Clou: Es endet abrupt, klingt nicht leise aus. Nach 36:30 Minuten, das muss man sich erstmal vorstellen. Wie genial.