Zu Hause konnte ich endlich drei Tage lang wieder Fernsehen. Am interessantesten sind dabei meist nicht die Filme oder Sendungen, sondern die Werbung. Sie ist der schönste Spiegel der Gesellschaft.
Meine Lieblingswerbung der letzten Tage kam vom Praktiker-Baumarkt: Eine Kreissäge fährt durch das Bild. Eine Stimme im Hintergrund sagt “20 Prozent auf alles”. Das kann man dann auch auf dem Bildschirm großbuchstabig mitlesen: “20 Prozent auf alles”. Plötzlich aber erscheint unter diesem Schriftzug etwas kleiner die Wortgruppe “Außer Tiernahrung”. Das spricht der Sprecher nicht, statt dessen wird das gesamte Bild gleich vom Praktikerslogan übertüncht, als würde man sich dafür schämen, dass Tiernahrung nicht unter “alles” zählt. Aber was macht die Tiernahrung so besonders? Warum nicht die Springbrunnen, die Kloschüsseln oder die Kühlschränke? Möglicherweise sind die Tierfutterhändler ausgewiefte Verhandlungspartner, die sich nicht wie die anderen auf Handwerker-Verhandlungs-Level trainierenden Werkzeug- und Holz-Firmen über den Tisch haben ziehen lassen. Wahrscheinlich haben sie ihre Erfahrungen aus den Preispokern mit Aldi und Lidl genutzt um sich von den unerfahrenen Baumarkt-Rabatt-Jägern nicht unter den Tiernahrungsherstellungspreis drücken zu lassen. Die Tiernahrungshersteller sind die letzten Bewahrer der deutschen Produktionsstandards, sie sind die letzten die gegen die stetige Ausbeutung durch die Baumärkte aufbegehren, sie lassen sich nichts mehr diktieren.
Daher auch das schnelle Übergehen dieser dem “alles” im Slogan widersprechenden Demütigung. Wer gesteht schon gerne eine Niederlage gegen die gefährliche Tiernahrungslobby ein.