Der Spiegel hat eine eigene Rubrik für Eigenlob. Sie nennt sich Hausmitteilung und beinhaltet, soweit ich sie bisher gelesen habe, lediglich narzistisches Sich-selbst-auf-die-Schulter-Klopfen. Keinerlei Kritik, keinerlei Selbstrücknahme. Im neuen Spiegel, wie auch auf Spiegel-Online, wird sich ausführlich dem Thema “Wir wussten es schon vor Monaten” gewidmet. Es sind in diesem Falle die außerterritorialen Verhöre durch deutsche Beamte und der CIA-Verschleppungsfall el-Masri. Wie ein kleines Kind beharrt die Redaktion darauf, es als erste gewusst und geschrieben zu haben. Das ist schön zu wissen. Aber warum hat der Spiegel dann nicht damals schon die Brisanz des Themas erkannt und es zum Titelthema gemacht. Das unterscheidet nämlich gute, selbstbewusste Medien von den Trends nachlaufenden Medien. Leider gibt es in Deutschland kaum noch Themen-setzende Medien.
Die gesamte Hausmitteilung des Spiegels kann man auch als einen Abgesang auf seine einstige Fähigkeit sehen, Themen zu erkennen und mit der nötigen Brisanz zu publizieren. Der Spiegel rennt nur noch Trends hinterher. Hinzu kommt die Unfähigkeit eigene Fehler anzuerkennen: Man schreibt, die ganze Affäre kam durch angebliche Enthüllungen der Süddeutschen Zeitung zu Stande. Und dann packt man aus, das war doch alles nicht neu, das stand bei uns dann und dann. Scheinbar lesen die Spiegel-Redakteure ihre eigene Zeitung nicht gründlich genug, sonst hätte man das sofort thematisieren müssen als die CIA-Flüge bekannt wurden. Wieso nutzte der Spiegel seine eigenen Informationen nicht zur Neu-Aufdeckung des Themas? Noch schlimmer und an der Ekel-Grenze ist, dass man einen Politiker zitiert, der sinngemäß sagt: “Lesen sie den Spiegel, da steht alles drin.” Der Titel der Eigenlob-Rubirk ist gut gewählt – es sollten aber Hausmitteilungen bleiben. Immerhin erkennt man daran, wie extrem das Selbstbewusstsein aufgebläht ist und wie der Spiegel seine Mitarbeiter motivieren will. Andere Unternehmen geben viel Geld für Motivationstrainer, der Spiegel veröffentlicht einfach eine “Wir sind toll”-Meldung im eigenen Blatt und schon geht’s den Redakteuren gut, weil sie wissen “Wir sind Elite”.
Der Spiegel (welch sprechender Titel mittlerweile) ist damit der Leuchtturm in Deutschlands Jammerlandschaft. Hier ist man positiv gelaunt und weiß um die eigenen Stärken. Schade nur, dass die Leser und die breite Öffentlichkeit davon bisher nicht profitieren konnte.