Ich gebe es zu: Ich HASSE es, wenn jemand bei Filmen ständig dazwischen quatscht. Wieso muss das denn alles kommentiert werden? Ist das eine Form der Kommunikation? Mit wem reden die Menschen, die sich ständig fragen: Oh, wer war denn das, oh, wie kommt denn das? Wieso kann man Filmen nicht Zeit geben, sich zu entwickeln, die meisten Szenen, die meisten Personen werden eingeführt und auch erklärt? Wieso muss denn immer alles gleich auf dem Silbertablett serviert werden? Muss sich der Filmgenuss immer am Dümmsten Anzunehmenden Zuschauer (DAZ) orientieren? Wieso wird es toleriert, dass der DAZ das Filmvergnügen aller anderen zerredet? Halt’s Maul! Niemand will deine Selbstgespräche wissen, niemand will wissen, dass du den Film nicht verstehst!

Genauso schlimm sind übrigens die, die den Film immer schon im Voraus sehen: Ah, das wird gleich passieren, der ist bestimmt der Mörder. Was berechtigt diese Leute den Filmgenuss der anderen durch ihre kruden Gedanken zu zerstören? Es ist eine Anmaßung. Der Respekt vor den anderen gebietet es doch, einfach mal zu schweigen und jedem seine eigene Wahrnehmung zu lassen. Wenn man ein klassisches Konzert hört, dann sagt man doch auch nicht die ganze Zeit: Waren das die Violinen? Gleich kommen bestimmt die Oboen…

Es gibt natürlich Filme, bei denen macht mir so etwas nichts aus: Filme, die wenig Anspruch haben oder einfach nur lustig sind. Filme, deren Genuss einfach nur wie eine gute Unterhaltung ist. Filme, für die man sich Freunde einlädt, um einen “gemeinsamen” Film zu gucken.

Vielleicht verleitet die Stille diese Zerreder ja dazu endlich mal die Macht zu nutzen und allen anderen ihre Definition der Situation aufzudrücken. Es ist ja immer auch ein Sich-Produzieren-Müssen darin enthalten. Beim DAZ vielleicht weniger, der versteht das einfach nur nicht und will von den anderen mit durch den Film geschleppt werden. Aber alle anderen nutzen die Chance ihre Wahrnehmungen ungefiltert einmal äußern zu können.

Ich bin einfach ein Freund der Ruhe beim Filme-Schauen. Wenn ich einmal was überhaupt nicht verstanden habe, frage ich auch mal nach. Aber sonst genieße ich die gemeinsame Stille, die dann später in einem Gespräch darüber überwunden werden kann. Aber erst danach.

Foto: Courtesy Everett Collection