In der Süddeutschen findet sich heute ein interessantes Essay über Florian Silbereisen, den Guru der Volksmusik. Der Autor versucht zu verstehen, wie ein junger Mensch diese schauspielerischen Fähigkeiten, dieses amerikanische Super-Smile-Gesicht so sauber anlegen kann, als hätte er nie etwas anderes getan. Und vermutlich ist es auch so. Meine Theorie, leicht psychologisierend: Vermutlich ein Außenseiter in der Schule, Akkordeon-spielend, eine Vorliebe für die Musik der Älteren (Anmerkung: Vergleich, da unpassend gelöscht), stürzt sich mit kindlichem Enthusiasmus in diese Nische, in der er so erfolgreich ist, eine Ebene, die seine Klassenkameraden nie verstehen werden. Es ist – ohne Ironie – die Verzweiflung, das Anderssein, das ihn ins Musikantenstadl trieb. Mittlerweile wohl nur noch der Erfolg. Vermutlich ist er aber innerlich gespalten, seine stets lächelnde TV-Existenz und sein reales Alter, sein riesiger Erfolg und sein Anderssein. Noch kaschiert der Erfolg all diese Probleme. Die Frage ist allerdings, ob er, der so jung in diese Branche gekommen ist, auch dort altern kann, so wie seine Zuschauer. Kann er die Illusion immer aufrecht erhalten? Noch kann er dort trotzig die Rolle des braven Jungen übererfüllen, auf dass die Senioren uns auf der Straße wieder anpöbeln können, weil wir anders sind.
Nun aber die wichtigste Aussage aus der Süddeutschen, die alle meine Ängste beherbergt und ausdrückt, warum ich dies schreibe: “Auch wenn wir 100 Jahre alt werden, wird irgendwo ein junger Mensch in einem volkstümlichen Schlager die Schönheit der Heimat besingen. Und wenn wir Pech haben, klatschen wir dann mit.”