Ich muss an dieser Stelle mal meine Lieblings-Medientheorie vorstellen. Auch, weil ich mich gerade so fühle. Es ist die Mülleimer-Theorie. Sie soll eigentlich beschreiben wie Organisationen Entscheidungen treffen und basiert auf der Erfahrung, dass diese nicht rational entscheiden.
Auf die Medien angewendet bedeutet das in etwa dies: Man werfe Politiker, Medien, Publikum, Themen und Realität in eine Mülltonne. Packe einen Deckel drauf und schüttle das Ganze gut durch. Medienwirkung und Medienaufmerksamkeit kommt nun genau dann zustande, wenn zwei oder drei dieser Utensilien sich wie Puzzleteile ineinander fügen.
Wenn also ein Thema, was noch nicht auf der Agenda behandelt wurde, auf einen Politiker trifft, der gerade auch Aufmerksamkeit sucht und es ans Licht der Öffentlichkeit zerrt. Das wäre möglich. Dummerweise könnte es aber zu diesem Zeitpunkt auch gerade andere sog. Killerthemen in den Medien geben, die die Aufmerksamkeit, die ihm zu einem anderen Zeitpunkt zuteil geworden wäre, wieder vereiteln. Oder aber andere Zeitungen nehmen das Thema nicht auf. Dann stirbt es wieder. Der ganze Prozess ist – nach dieser Theorie – kaum vorhersagbar. Wenn es so wäre, dann wären wohl aber ganze PR-Abteilungen überflüssig. Es gibt sicherlich Möglichkeiten der Themensetzung ohne erst den Mülleimer durchlaufen zu müssen.