Der grosse Vorteil eines Blogs liegt darin, dass ich die Gedanken eines Tages einfach aufbewahren kann. Jeden Tag geht so viel verloren, man denkt ueber etwas nach, kommt zu einem Schluss, zu einer Pointe — und vergisst es wieder. Spaeter, wenn man wieder darueber nachdenkt, kommt einem lediglich in den Sinn, dass man darueber schon einmal nachgedacht hat – den Inhalt hat man vergessen und faengt wieder ganz von vorne an. Und wenn man sich dann einmal fragt, was man denn in der letzten Woche gemacht hat, fallen einem nur die großen Dinge ein, die Sperrigen, die man in den Haenden hatte, aber nichts, was man im Kopf hatte. Am ehesten fallen einem noch Sorgen und Aengste ein, doch wer will sich schon daran erinnern. Der Tag besteht aber neben den kleinen Handwerklichkeiten, dem zu Erledigenden aus so vielem mehr, aus Gedanken, Eindruecken und Gefuehlen, die alle – selbst die staerksten unter ihnen – verloren gehen.
Nun koennte man einwenden, dass dieses Vergessen notwendig ist, um neues zu erfahren. Ich denke aber, dass mindestens ein Gedanke, mindestens ein Lachen, mindestens eine neue Perspektive wert ist behalten zu werden und werde daher versuchen, jeden Tag etwas hier zu bewahren. Dass dieses Hier das Internet sein wird, verwirrt mich ein wenig – ich bin selbst noch nicht sicher, wie sehr der Wunsch nach Seelenstrip dahinter steht und inwieweit mich das Gefuehl aengstigt, dass dort draussen im Netz irgendjemand dies liest und lacht und lacht. Aber die schiere Menge macht selbst den groessten Unsinn unsichtbar. Insofern hoffe ich zum einen, dass niemand diesen Blog findet, weil es tausende andere Spinner gibt, die aehnliches Zeug aufschreiben, zum anderen aber auch, dass er ganz bekannt wird und viele mitlesen und mir ihre Meinung zu meinen Gedanken schreiben. Aber diese Gefühle werden sich wohl noch entwirren.