Die meisten Blogeinträge sind nicht so privat, wie es dieser werden wird. Das Paradoxe daran hat mich allerdings so verwirrt, dass ich es einfach einmal schildern muss. Heute log ich bewusst und weil ich log, wurde das, was ich erlog, Wahrheit. Doch von vorne: Ich hatte eine Verabredung mit einem wunderschönen Mädchen, das ich nicht kenne (und die nebenbei bemerkt einen Freund hat). Das sollte um fünf sein. Zuvor besuchte ich noch eine gute Freundin, die mich auch prompt nach meinen weiteren Plänen fragte. Um nicht in Erklärungsnot zu geraten und mich selbst unter Erfolgsdruck (durch spätere Nachfragen, wie es denn gelaufen sei) zu setzen, log ich, dass ich mich mit einem guten Freund träfe. (An dieser Stelle Entschuldigung für diese Notlüge) Das war nicht ganz falsch, da er sich dort zur gleichen Zeit mit einer Freundin verabredet hatte (und auch das Mädchen einmal sehen wollte). Ich ging ins Wagner und wartete. Der Freund war nicht da, sie auch nicht. Ich wartete eine dreiviertel Stunde, sie kam nicht. Es gibt Momente, in denen etwas zerbricht, bei mir zerbrach in diesem Moment die Hoffnung. Der eigene Blick ändert sich durch das Klirren: Nebenan saß ein Pärchen, was mich grundsätzlich nicht störte. Aber als der Kellner ihnen eine Kerze brachte und an meinem Tisch vorbeilief, ließ er die Traurigkeit da. Allerdings gab er mir einige Zeit später auch wieder Hoffnung: Auch ich war ihm letztendlich eine Kerze wert, wenn auch nicht auf den ersten Blick, so doch aus steigendem Mitleid oder zunehmender Dunkelheit. Aber weiter in der Geschichte: Ich ließ also in dieser Stimmung das Wagner und die meisten meiner Ambitionen zurück. Als ich die Außentür jedoch aufstoße, treffe ich justament den erwähnten Freund, der sich kurz einen Moment Zeit genommen hatte und mich aus oben genannten Gründen besuchen wollte. Meine Lüge war also Wahrheit geworden, ich traf nur ihn im Wagner. Diese Ebene war noch einfach, nun wird es noch komplizierter. Meine offen zur Schau gestellte Traurigkeit bewegte ihn, mich später anzurufen und mir Ablenkungsvorschläge zu machen. Wir entschieden uns für Kinohopping. Es war wenig Zeit und ich musste schnell zum Kino. Und nun passierte das Boshafteste von allem: Auf dem Weg traf ich meine schöne Unbekannte wieder. Allerdings erkannte ich sie erst im vorbeifahren, da sie gerade in ihrem Rucksack kramte. Und wie es im Zwischenmenschlichen oft ist, konnte ich mich und meine Traurigkeit nicht überwinden. Sie war ja Schuld. Immerhin sahen wir uns noch kurz in die Augen im Auseinanderfahren. (Wie schrieb Proust so schön: va a contre coeur). Aber ich konnte nicht umdrehen, ich konnte nicht. Wir gingen dann ins Kino und sahen etwa sieben Filme ganz oder teilweise, aber das gehört schon nicht mehr zur Geschichte.
Ich bin nun etwas verwirrt und glaube fast, dass ich sie getroffen hätte, wenn ich nicht am Anfang gelogen hätte. Aber das ist wohl esoterischer Schnickschnack. Seufz.