Man schafft sich die persönliche Fallhöhe immer selbst. Heute waren wir beispielsweise an der wunderschönen Talsperre Noßbach baden. Für mich der schönste See in Jenas Umgebung. Und so war es auch: Die Sonne ging gerade über den letzten Baumwipfeln unter, es war fast niemand mehr im Wasser. Ringsum war es still, lediglich ein paar Vögel waren noch zu hören. Als ich, auf dem Rücken treibend die Augen schloss, dachte ich, ich wäre in den Alpen, in einem kleinen versteckten Bergsee, ich spürte wie die kalte Luft mich langsam umfing und die letzten Sonnenstrahlen abkühlte. Und irgendwann während des Treiben-Lassens vergaß ich auch die Tagessorgen. Sie fielen einfach in einem kleinen befreiten Lächeln ab. Das einzige Geräusch, das ich nun noch hörte, war das leise Plätschern meiner eigenen Bewegungen. Diese Stille. Zwischendurch dachte ich noch an die anderen Seen, von denen einer mittlerweile umgekippt sein soll, und auch an den angeblich so stinkenden Schleichersee. Wie gut, dass ich hier war.
In einem kurzen Moment des Zweifels nahm ich allerdings auch wahr, dass der See sich entschlossen hatte, meinen Weg mit übrigbleibenden Luftblasen nachzuzeichnen. Das irritierte mich kurz, dann aber erinnerte ich mich, dass ja Sommer ist und wohl jeder See ein wenig atmen müsse. Ich schwamm weiter und drehte kleine Pirouetten, weil dadurch der Tagesschweiß abfiel. Ich schwamm noch ein wenig und dachte daran, rauszugehen, als etwas auf mich zuschwamm, oder besser: zutrieb. Um es kurz zu machen: Es war ein toter Fisch. Ein wenig surreal fand ich das schon, es geschah wie in Zeitlupe: Ich blieb auf der Stelle und der Fisch trieb langsam an mir vorbei. (Ironischerweise sah er aus wie ein Goldfisch – vielleicht war er ja ausgesetzt/freigelassen worden.) Es dauerte einen Moment, bis ich den Widerspruch in meinem Kopf verarbeiten konnte und mich der Ekel ergriff: Das Wasser, in dem ich eben noch aufgelebt war, das mein Element gewesen war, war auch Wasser des Todes, beherbergte den Tod.
Jetzt werden einige relativistisch denken “Das ist eben Natur.” Ein Nebeneinander von Werden und Vergehen. Sicher. Jederzeit gerne. Aber nicht, wenn ich mich entspanne! Nicht, wenn ich abschalten will!