Nachdem ich zufälligerweise herausfand, dass “irreparabel” ja auch “irre Parabel” sein kann, aber außer der Parabel “Vor dem Gesetz” von Kafka noch kein weiteres brauchbares Beispiel fand, das dem entspräche, suchte ich noch weitere irre Worte. Der Duden enttäuschte mich nicht.
Naheliegend sind ja irreduzibel und irreversibel. Meine Vermutung: Bei beiden wurde das “B” herausgekürzt, um es aus dem kirchlichen Kontext zu lösen und auch Normal-Sterblichen zugänglich zu machen. Natürlich wäre die Irre-Duz-Bibel ein Affront gegen die Ur-Siez-Kirche.
Deshalb hat man auch gleich “irreligiös” mit in denselben Kontext gepackt, um alle Irre-Wörter zu diskreditieren. Aber ligieren bedeutet im Fechten, das wussten wahrscheinlich viele nicht, “die gegnerische Klinge zur Seite drücken”. Daher stelle man sich nun diesen einen ligiösen Moment im Fechten oder im übertragenen Sinne vor, um die ganze Bedeutung erschließen zu können. Wie jemand irre, des Gegners Waffe zur Seite drückt, ihn quasi irrational entwaffnet. Und was könnte es für ein schöneres Sinnbild für die Kirche geben. Zynischerweise hat sie es im heutigen Sprachgebrauch geschafft mit “irreligiös” andere als “nicht religiös” zu denunzieren, statt die eigene Vorgehensweise treffend zu charakterisieren.
Außer den irren kirchlichen Wörtern gibt es auch noch nahezu unbekannte medizinische Begriffe: irreponibel (nicht mehr einrenkbar) und irrespirabel (zum Einatmen untauglich). Da es sich um medizinische Begriffe handelt und ich mich damit nicht auskenne, vermeide ich jeden noch so schlechten Wort- oder Vorstellungswitz.
Es bleiben noch irregulär und irrelevant. Das letzte erklärt sich in diesem Eintrag von selbst, das erste nicht, da es keine Sonderform ist. Ich verweise noch auf den klimaxen Dreiklang “irre führen/machen/werden.”