Da ich mich demnächst mehr oder weniger professionell dem Thema „Studiengebühren in den Medien“ widmen werde, hier schon einmal einige argumentative Unstimmigkeiten.
Zwei große Argumente werden in den Medien immer angeführt um Studiengebühren zu rechtfertigen: Das Gerechtigkeits- und das Kundenargument. Das Gerechtigkeitsargument lautet grob: Die Verkäuferin zahlt mit ihren Steuern das Studium des Arztsohnes. Einmal ganz abgesehen davon, dass sie auch das Studium ihres eigenen Kindes bezahlen würde und die Philharmonie, die sie noch weniger nutzt finanziert, funktioniert das Argument nicht. Wie wird denn die Verkäuferin entlastet, wenn Studiengebühren eingeführt werden? Wenn Studiengebühren ganz und gar den Hochschulen zu Gute kommen sollen und nicht zur Sanierung der Landeshaushalte genutzt werden? Die Situation ist genau die Gleiche. Möglicherweise empfindet die Verkäuferin auch eine abstrakte Befriedigung darin, dass Studenten nun auch zur Kasse gebeten werden, so wie sie sonst auch überall im Leben. Aber im Grunde zahlt sie das Gleiche. Es wäre nur gerechter, wenn dafür die Ausgaben des Bildungshaushalts gesenkt werden würden.
Das Kundenargument lautet wie folgt: Wenn die Studenten für ihre Bildung bezahlen, werden sie auch Leistungen einfordern können. Die Gegenfrage: Können sie also momentan noch keine Leistungen fordern? Ist es eine Frage der Motivation, des Selbstbewusstseins? Ändert sich irgendetwas an den Hochschulstrukturen, das allein nur den leichten Anschein erwecken könnte, dass die Studenten stärker mitbestimmen dürfen. Wird nicht in mehreren Ländern schon seit langem versucht, die verfassten Studentenschaften abzuschaffen. Und jetzt können sie auch noch mehr fordern. Eine merkwürdige Argumentation.