Manchmal wundere ich mich, was andere Menschen für grandios oder brilliant halten.
Ein Blogger namens Poodlepop schrieb eine Polemik zu eben jenem unten beschriebenen Opel-Thema. Sie war nicht gut geschrieben, nur wütend und angreifend. Ein paar Bilder rutschten auch rein, aber erst am Schluss. Vorher wurde auf niedriger “Ihr seid so und so”-Ebene polemisert. Eine Polemik ist aber, für mich zumindest, nicht das banale “Du bist dumm”, sondern eine eloquente Umschreibung der Person, ein langsames Enger-Ziehen der Stricke, bis man den Hals dann in einem letzten Satz vollends eingeschnürt hat. Der Text von Poodlepop hingegen ist ein wütendes Würgen nach dem Motto “Jetzt, stirb endlich!”
Aber er hat an sich sicher nicht den Anspruch gestellt, eine tolle Polemik zu schreiben. Das kam erst durch seine Leser. Ein anderer Blog, der hochgelobt wurde, hatte meines Erachtens ebensowenig Grandioses zu bieten. Vielleicht freuen sich die Menschen heutzutage schon, wenn sie einen wohlgeformten Hauptsatz mit richtig angeschlossenem Nebensatz lesen dürfen, der zudem auch noch eine Information oder gar eine Idee enthält. Eine Idee! Welch rares Gut.
Ich erinnere mich da noch deutlich an eine 2,7 in einer Hausarbeit in Mediävistik (Ältere deutsche Literatur). Ich hatte die Arbeit nebenbei geschrieben und keine Ahnung von dem Thema. Im Gespräch erklärte mir der Dozent, dass er das auch gemerkt habe, aber da es immerhin lesbar war, gebe er mir eine 2,7. Sein entscheidender Satz lautete: “Sie wissen ja gar nicht, was man da (in der Germanistik!) alles zu lesen bekommt.” Dabei starrte er ein wenig entrückt, so als sehe er all das noch einmal geballt vor sich. Ich hätte ihm sicherlich auf die Schulter geklopft, wenn ich nicht so im Glück meines eigenen Bestehens verfangen gewesen wäre.