Vor einiger Zeit beschwerte ich mich hier, dass manche Menschen versuchen – in meinen Augen – Ideen herabzusetzen, indem sie sagen “Gab’s schon”, sie dann einordnen und zerpflücken. Für mich war das eine Herabsetzung meiner Originalität, an Quellen zu erinnern, die ich nie gelesen hatte und die doch ähnliches gedacht und gefühlt hatten. Heute fand ich heraus, dass diese Vorstellung des authentischen Selbsts, das alles aus sich selbst heraus entwickelt, die Vorstellung des Originalgenies, gerade einmal 200 Jahre alt ist. Sie entstand in Abgrenzung zur Vorstellung und Entwicklung einer emporgehobenen deutschen “Klassik”.
Im Gegensatz dazu hätten sich die Autoren früher gefreut, in einer bestimmten Tradition zu stehen, sie hätten daraus ihren eigenen festen “Standpunkt” gewonnen.
Eigentlich ist es auch eine irrige Vorstellung zu glauben, dass man mehr als einen originalen Gedanken haben könnte. Ein Dozent formulierte es heute so: “Es gibt nicht so viele Gedanken wie Individuen.” Und wenn man auch noch die früheren Individuen dazurechnet… Er fragte dann, warum man heutzutage unbedingt Originalität zum Kriterium eines Gedankens machen müsse, man könnte doch auch wieder Wahrheit oder Schönheit des Gedankens betrachten. Dann würde man vielleicht feststellen, dass ein Leben mit eigenen Gedanken aus zweiter Hand auch gut sein kann, während pures Leben aus erster Hand zerstörend wirkt.
Johnny Cash hat zu diesem Thema ein wunderschönes Lied geschrieben.


Before my time

I know that hearts were loving
Long before I was here
And I’m not the first to ever cry
In my bed or in my beer
There were songs before there was radio
Of love that stays and love that goes
They were writing meloncholy tunes
And tearful words that rhyme
Before my time
Before my time

There were songs in old dusty books
Of love thats always been
Sweet lovers in their glory
Who are now gone with the wind
Old fashion love words spoken then
Keep coming back around again
Nothings changed except the names
Their love burns just like mine
Before my time
Before my time

And in the dim of yesterday
I can clearly see
That flesh and blood cried out to someone
As it does in me
And there was some old song that said
I love you ‚til I die
Before my time
Before my time

But what the old time masters had
Is what I feel for you
Love is love and doesn’t change
In a century or two
If someway they had seen and knew
How it would be for me and you
They’d wish for love like yours
And they would wish for love like mine
Before my time
Before my time