An dieser Stelle eine Reminiszenz an Tocotronic: Sie haben bereits vor vielen Jahren ein Thema wunderbar auf den Punkt gebracht. Ihr Lied “Ich möchte irgendwas für dich sein” beginnt mit eben jener Zeile, wiederholt sie mehrfach (wie es sich für ein altes Tocotronic-Lied gehört) und geht dann in die letzte Zeile über: “Am Ende bin ich nur ich selbst.”
Wie oft ist man nur für andere, wie oft ist man nur der Lustige, wie oft nur der Freundliche, wie oft nur der Interessante? Wie oft zeigt man nur einen kleinen präsentablen Teil des Ich-Puzzles? Alles andere wäre nicht zumutbar, alles andere würde verschrecken, man spart es sich auf – für später, für die eine Person, die einen erkennen wird, man spart es so lange auf, bis man es selbst nicht mehr erkennt.
Dabei würde es helfen, wenn man nur häufiger ganze Menschen träfe. Und so langsam lernt, sie als solche wahrzunehmen.
ist es nicht so, da? man die ganze Zeit eine vollst?ndige Person ist und nur die Rezeption der anderen einen zu „dem lustigen“, dem „interessanten“, „dem r?tselhaften“ macht?
Wenn sich die anderen nicht die M?he machen, mehr als die gerade passende facette zu sehen, wieso soll man dann verschiedene Nummern abziehen, um ihnen die Gesamtheit der Pers?nlichkeit vorzuf?hren, im Sinne von: Achtung, und jetzt bin ich nachdenklich; so sehe ich aus, wenn ich schlecht tr?ume und so wenn ich romantisch bin.
Die wahre Coolness, ich zitiere mal abgewandelt die ?rzte, ist sowieso, die anderen von allein rausfinden zu lassen, wie cool man wirklich ist.
?brigens: zu oben stehendem Postulat geh?rt auch, da? man selbst ein aufmerksamer Rezipient ist und den Leuten zuh?rt.
Sicherlich haben die meisten Menschen nur ganz bestimmte Wahrnehmungsebenen f?r andere Personen. Aber gleichzeitig w?rde ich behaupten, von mir ausgehend, dass man in der ?ffentlichkeit bestimmte Ebenen des Selbsts ausblendet: Man einfach zu Hause bleibt oder faselt, dass man schlecht geschlafen habe, oder nicht ganz bei sich (dem lustigen/freundlichen/etc. Selbst) sei.