Man sollte Coolness nicht mit Individualität verwechseln. Coolness ist eigentlich eine Form der Anpassung: In der Pubertät und in der Adoleszenz merkt man, dass es wichtig wird, cool zu sein. Daher lernt man die Formen des Coolseins und wird – je nach Fäghigkeit – Obercooler oder Mitläufer eines Obercoolen.

Doch mit der Zeit ändern sich die gesellschaftlichen Ansprüche: Für die arbeitende Bevölkerung hat Coolness keine Bedeutung mehr – andere Werte werden plötzlich wichtiger, wie Verlässlichkeit, Planbarkeit, Genauigkeit, Sicherheit, in einem Wort: Bürgerlichkeit. Das Interessante ist nun, dass der Coole genau zu diesem Zeitpunkt eine bürgerliche Existenz annehmen wird, die er früher eigentlich mit jeder Faser abgelehnt hätte. Der Coole ist jedoch den Anforderungen der Gesellschaft direkt ausgeliefert, da er ja auch zuvor schon nur das gemacht hatte, was implizit von ihm verlagt wurde. Individualität oder Eigensinn hat er durch das Coolsein nicht entwickeln können – so kann er nun auch nicht gegen die schlichten und verlockenden Werte des bürgerlichen Lebens aufbegehren.

Solche Excoolen umweht dann eine Aura der Restcoolness. Diese restcoole Fassade verbirgt oftmals noch lange die in der warmen Stube dahinter gelebte gutbürgerliche Existenz. Gelernte Form und gelebter Inhalt stimmen nicht mehr überein.

Insofern lohnt es nicht, das Coole zu bewundern, da es nur Anpassung verbirgt. Lieber sollte man Individualität bewundern, wenn man ihr begegnet. In der Schulzeit gibt es leider neben der Coolness nur wenig Raum dafür, aber nach der Schulzeit könnte man beginnen, Individualität zu entwickeln und auszuleben. Vielleicht kann man es sogar so zusammenfassen: Gerade wer nie cool war, hat immer noch die Chance, individuell zu werden.