Es gibt Gespräche, die nur darauf ausgelegt sind, zu zeigen, wie wenig man weiß. Besonders wenn es dann um Technik geht, tendiere ich dazu nostalgisch und kulturkritisch zu werden. Bei Fotografie bin ich da fast festgefahren wie ein Rentner: Digitale Spiegelreflex-Kameras sind niemals so gut, wie echte Kameras. Das Skurrile daran ist nur, dass ich da immer an einer technischen Imperfektion festhalte, die so lange einen Standard bot, wie es keine bessere Technik gab. Was kann denn daran besser sein, dass man Bilder per chemischen Verfahren auf einen gekörnten Film presst und dann mühsam im Labor entwickelt. Und doch ist das Handarbeit und besser als das neue automatiserte Verfahren, als die neue Vergänglichkeit der Bilder. Selbst das Warten auf die Bilder habe ich idealisiert, habe ich so in mein Foto-Verständnis eingebaut, dass ich die sofortige Verfügbarkeit abartig finde.
Bisher jedenfalls hatten mich alle meine Gespräche in meinem nostalgischen Glauben an das Gute in der Fotografie noch bestätigt: Die digitalen werden nie so gut sein wie die echten Kameras. Das wurde heute erschüttert. Die Technik hat meinen Glauben überholt und ich konnte den entstandenen Graben nur noch mit Ironie füllen.
Es gibt nun schon Kameras, die über eine GPS-Verbindung verfügen und zu jedem Bild speichern, wo es entstanden ist. Kameras können auch diverse Unfähigkeiten ausgleichen, so dass die Frage entsteht, was kann denn der Mensch hinter der Kamera überhaupt noch. Vielleicht sind es auch gar nicht seine Bilder, die er macht. Vielleicht sind es Archivbilder, die per Satellit mit seinem Standort abgestimmt und in Sekundenschnelle auf die Kamera gespielt werden. Schön wäre es dann, wenn man die Chinesische Mauer fotografiert und durch einen Serverfehler plötzlich die Ostsee auf seinem Bild sieht. Praktisch wäre dabei auch die Amazon-Empfehlungs-Funktion “Menschen, die dieses Bild gemacht haben, haben auch dieses Bild gemacht.” Möglicherweise wäre auch ein Navigationssystem behilflich: “Wenn sie sich nun um 90 Grad drehen und fünfzig Meter gehen, erhalten sie eine Panorama-Aussicht.”
Und wenn ich mal einen Freund zitieren darf: “Das wird so kommen, da können die Menschen sich nur dran anpassen.”
Eine andere kleine Idee hatte ich in diesem Umschwange auch: Wenn Schizophrene (oder auch ganz “Normale”) ein Handy haben, könnten sie sich ja für jede Persönlichkeit eine andere Nummer geben lassen. Dann erreichen einige Personen vielleicht nur den gutgelaunten Klingsor, andere haben nur die Nummer vom nörgelnden. Es wäre auch – nach guter alter Schläfermanier – möglich, dass sie verschiedene Klingeltöne programmieren und mit jedem Klingeln ihre Persönlichkeit verändern. Vielleicht ist das aber auch schon verwirklicht, indem man sieht, wer anruft.