Gestern war ich auf dem Journalistentag in Fulda. Bastian Sick war auch da, der gehypte Autor der Zwiebelfisch-Kolumne und der von seiner eigenen Zeitung zum “Daktari der deutschen Sprache” ernannte Sonnyboy. Er saß auf dem interessantesten Forum des in sterilem Messe-Hallen-Ambiente veranstalteten Journalistentreffs. Kurz zuvor hatte er noch vor 15000 Zuschauern in der Köln-Arena die größte Deutschstunde der Welt (?) gegeben oder eher zelebriert.
Sein Auftritt in Fulda hat mich wieder daran erinnert, wie sehr die meisten Menschen doch nur aus ihren eigenen Erfahrungen zehren. Sicher: Was kann es denn auch für andere Quellen geben? Aber eine Podiumsdiskussion ist etwas anderes als ein privates Gespräch – sie stellt einen allgemeineren Anspruch. Trotzdessen können die meisten Diskutierenden nur dort “oben” sitzen, indem sie alles Allgemeine in das für sie Spezifische überführen, auf ihre kleinen Alltagsgeschichtchen herunterbrechen, es in ihre Erfahrungssprache übersetzen. Das ist nicht schlimm, wenn die Rückkehr in den allgemeinen Rahmen noch gelingt. Wenn das Beispiel aber nur um seiner selbst willen genutzt wird, ist es nur wie die stolze Präsentation einer eigenen Erkenntnis, wie der tagesnotdürftige Beweis der eigenen Existenz.
Bastian Sick zum Beispiel merkte man an, dass er auf Fragen gar nicht antworten konnte, weil er zu sehr in seinen Zwiebelfisch-Erkenntnissen verloren war. Eine Meinung konnte er so noch nicht entwickeln, dazu hätte er von seinen eigenen Erfahrungen abstrahieren können. Aber für die ist er ja berühmt geworden. Daher gilt hier: Never change a winning team.