Bei Medienhypes werde ich immer sehr skeptisch: Es gibt immer, und das ist wichtig: IMMER, eine andere Seite. Vor Obamas Amtsantritt gab es noch einige kritische Stimmen, diese sind nun scheinbar verstummt oder sie werden nicht mehr in die (Mainstream-)Medien gelassen. Der Code, in dem über Obama berichtet wird lautet etwa so: „Alle Hoffnungen liegen auf ihm, er macht alles anders und besser.“ Dann kommt noch die nötige wenn auch leise Skepsis ins Spiel: „Aber wird er das schaffen?“ Vielleicht sogar die Frage: „Ist das alles nur Symbolik?“ Aber das wäre schon wieder zu skeptisch.

Heute gibt es nun einen Artikel, der das alles unabsichtlich und anschaulich erklärt. Marc Pitzke schreibt auf SpiegelOnline über „Obamas neue Medienpolitik“: Der YouTube-Präsident düpiert die Starreporter. Der Tenor: Obama setzt sich gegen die elitären Starreporter zur Wehr und wendet sich direkt ans Volk. Es werden zudem einige vergrätzte Starreporter zitiert, zum Beispiel mit dem eher lächerlichen Argument: „Wir haben eine Tradition, wie wir über den Präsidenten berichten.“

Der ganze Text ist extrem spannend. Man sieht hier, wie eine PR-Kampagne gewirkt und auf die Perspektive eines Artikels abgefärbt hat. Das Thema „Kampf gegen die Eliten und Klüngeleien in Washington“ wurde wohl eins zu eins aus Obamas Wahlkampf übernommen. Dabei könnte man das Ganze auch anders betrachten: Was bedeutet es denn, wenn sich Obama via Youtube direkt ans Volk wendet? Was ist denn die Kehrseite dieses Volksbezugs und was wäre denn das wesentlich bessere Argument gegen den Ausschluss der Starreporter? Die einfache Antwort: Sie könnten kritische Fragen stellen! Youtube ist nur ein PR-Verlautbarungsorgan, nur dort kann Obama seine PR-Botschaften ungefiltert ans Volk weitergeben. Ein kritischer Reporter könnte unangenehme Machbarkeitsfragen jenseits aller symbolischen Politik stellen. Aber dieser Verlautbarungsstil wird im Obamahype sogar noch als elitenkritisch gewendet.

Was Pitzke in dem Artikel zudem darstellt, ist die perfekte Inszenierung von Obamas PR-Maschine: Die ganze Welt erfährt, was Obama zum Frühstück isst, wer seinen Stift beim Unterschreiben hält. Die Reporter werden mit Menschel- und Panorama-Geschichten zugemüllt, bzw. eingelullt. Was jenseits dieser Informationsflut liegt, kommt dann gar nicht mehr in den Sinn. Es werden grelle Schlaglichter auf einzelne symbolische Aspekte gerichtet, die daneben liegenden kritischen Punkte bleiben damit komplett im Dunkeln.

Die spannenden Fragen lauten: Wann wird der ganze Medienhype abflauen, wann werden die ersten kritischen Berichte von seiner PR-Kampagne das Licht der Massenmedien erblicken? Wie lange kann Obama seine PR-Maschinerie am Laufen halten?

P.S. Aber warum sich beschweren: Obama ist ja der Hoffnungsträger! Brauchen wir nicht Hoffnung in einer Zeit der Krisen und schlechten Nachrichten? Das schöne ist doch an Obama, dass hier endlich mal die PR-Arbeit der Spindoktoren von vornherein mit unseren Wünschen zusammengeht!

Bild: U.S. Government Works