Das Leben läuft in statischen Bahnen: Alles was passiert ist erwartbar und planbar. Man hat sich schön und sauber eingerichtet. Ab und zu bricht das Zufällige ein und man deutet es als das Schlechte, dann ist man wieder sicher. Das einzige was dem Leben aber Geschichten, Erzählbares (und damit Dauer) verleiht, ist das Unerwartete, das Fremde, dem man sich erst stellen muss. Sicherlich mögen viele die Konfrontation mit Dingen nicht, die sie nicht kennen, sie fühlen sich hilflos. Gerade deshalb sollte man es wohl aber üben. Eigentlich würden kleine Sabotage-Aktionen reichen. Im Zug zum Beispiel (und deshalb kam ich eigentlich auf das Thema) habe ich mir immer gewünscht, dass der Schaffner, wenn er denn sagt: “Nächster Halt Kleineutersdorf” gleich anschließt: “Dieser Zug endet dort, Fährgäste bitte alle aussteigen. Wir wünschen ihnen eine schöne Reise.” Allein für die Reaktion der Leute wäre dies wundervoll. Es gibt im Alltag so viele unbemerkte Regeln, die man alle kennt, aber nicht bewusst weiß. An diesen Regeln könnte man sich in so einem kleinen Anarchie-Training abarbeiten.
Es fehlen in unserem Alltag, in unserem Miteinander die Gefühle. Sie sind scheinbar in die Privatsphäre verbannt. Allein durch große Gefühlsäußerungen könnte man somit auch Erwartungen und Sicherheiten durchbrechen. In südlichen Ländern sind Gefühlsausbrüche ja noch Usus. Bei uns ist es viel zu leise.