Es gibt noch Menschen mit Visionen. Sufjan Stevens hat sich vorgenommen: Er will allen 50 amerikanischen Bundesstaaten ein Album widmen. Bisher hat er Michigan und Illinois geschafft, aber er ist auch erst 30 Jahre alt. Als Marx den ersten Band des Kapitals veröffentlichte war er schon 49 Jahre alt und er wollte noch fünf weitere Bände folgen lassen. 48 Staaten braucht Stevens noch, wenn er in jedem Jahr einen schafft, ist er immerhin mit 78 fertig. Aber vielleicht reichen ja für einige Staaten auch nur Remix-Versionen (Arizona/New Mexico/Texas – The Dust LP oder North- & South-Carolina – The Secession Session) eine.
Außerdem wie will ein Folk-Sänger etwas zu Hawaii schreiben? Vielleicht sollte er sich daher schon jetzt eine Liste machen, damit er die schönen Staaten noch vor seinem 50. Lebensjahr gebührend würdigt. Für die tristen, traurigen Staaten reicht die heutige Lebenserwartung wohl allemal.
Für Deutschland hat ja Rainald Grebe mit “Thüringen” einen Meilenstein gesetzt. Jetzt hat er auch noch Brandenburg nachgelegt. Das sind allerdings nur einzelne Lieder. Im wirtschaftsschwachen Deutschland können wir uns scheinbar keine ganzen CDs leisten.
Das interessante ist auch, dass bisher die Nationen ein Monopol bei monothematischen Staatsliedern in Form einer Nationalhymne hatten. Das ist vorbei. Männer wie Sufjan Stevens oder Rainald Grebe zerbrechen die anachronistischen Machtballungen. Aber vielleicht endet der Trend in Selbstzensur bei der Frage: Darf Mohammed vertont werden?
Nachtrag: Auf der Illinois-CD ist auch der Track mit dem schönen Titel: A short reprise for Mary Todd who went insane but for very good reasons. Verstehe ich.