Nachdem ich hier ständig Filme verrreiße, will ich auch mal ein Gegenbeispiel geben. Es ist der dritte Teil der Apu-Trilogie von Satyajit Ray: Apus Welt. Ein Meisterwerk aus meiner Sicht. Die ersten beiden Teile der Trilogie waren bereits durch eine starke Bildsprache und eine nachfühlbare Handlung gekennzeichnet. Der dritte Teil geht aber weit über die ersten beiden Teile hinaus. Jeder Schnitt, jede Einstellung sitzt und besitzt eine eigene Ästhetik. Die Erzählung wird klar strukturiert weitergeführt, aber es wird auch Raum neben der Erzählung gelassen. Es muss nicht alles auserzählt werden. Es gibt Situationen, die wunderbar symbolisch verdichtet sind. Ich habe wirklich selten eine so großartige Darstellung einer Liebe gesehen (die Kutschenszene!) – und dabei sind das vielleicht nur 10 Minuten des Films. Der Darsteller des Apu ist einfach unglaublich. Es ist weder eine kulturelle Differenz (Indien) noch eine zeitliche Differenz (der Film ist 50 Jahre alt) zu spüren. Der Film vereint auf wunderbare Weise drehbuchschreiberische Finesse und dialogische Verdichtung mit dazu passenden ästhetischen Bildeinstellungen. Auch wenn er unglaublich symbolisch und fast auserlesen in seinen Bildern ist, ist er dennoch sehr lebensnah. Charaktere werden anhand von drei Sätzen quasi nebenbei beschrieben – und das ist das wesentliche: man erkennt und versteht sie.
Ich war selten so berührt von einem Film.